Was können wir voneinander lernen?

Der Austausch zwischen den IKW-Organisierenden ist ein wichtiger Teil der Vorbereitungstagung.
Was können wir voneinander lernen?
Dokumentation des Vernetzungstreffens "Wir bleiben hier" bei der bundesweiten Vorbereitungstagung am 12. Februar 2022
Steffen Blatt

Schon seit einigen Jahren ist ein Format zur Vernetzung von Organisierenden der Interkulturellen Woche fester Bestandteil der bundesweiten Vorbereitungstagung. Denn der persönliche Austausch ist wichtig – gerade, wenn Tagungen im Online-Format stattfinden. Die Fragen, die dabei besprochen werden, kommen überwiegend von den Teilnehmenden selbst. 2022 ging es vor allem um Strategien zur Gewinnung neuer Zielgruppen für die IKW. Möglichkeiten der Finanzierung wurden besprochen, ebenso die Frage nach Anzahl und Größe der Veranstaltungen. Zudem wurde nach Beispielen für gelungene Formate gefragt – und für weniger gelungene.

 

Wie können wir neue Gruppen in die Interkulturelle Woche vor Ort einbinden?

1.    Als Veranstaltende

  • Thementage veranstalten (z. B. Beratung, Familie, Geschichten erzählen/Erfahrungen teilen). Das schafft Anknüpfungspunkte für eigenes Engagement. Den Einladungsverteiler für diese Veranstaltungen gezielt erweitern um Akteurinnen und Akteure, die bisher nicht dabei waren. Ergebnis: sehr breite Palette an Veranstaltenden.
  • Eng mit der Stadt zusammenarbeiten und die dortigen Strukturen nutzen, um potenzielle neue Akteure anzusprechen, z. B. über Migrations-/Integrationsräte.
  • Etablierte gesellschaftliche Organisationen/Institutionen ansprechen, damit sie für die IKW werben oder auch selbst Veranstaltende werden, z.B. Gewerkschaften, Kultureinrichtungen, Unternehmen.  
  • Der IKW-Organisations-/Arbeitskreis sollte als neutrale Institution agieren. Damit wird eine Offenheit allen Interessierten gegenüber signalisiert.

2.    Als Publikum

  • Zielgruppen über Migrations-/Integrationsräte der Städte ansprechen
  • Neue Zielgruppen über neue Orte erreichen, z. B. Kleinkunstbühne, Disco, Jugendzentrun, Galerie etc.
  • Thema Interreligiösität: Konzerte funktionieren als Format oftmals besser als Andachten, weil sie offener sind.

 

Wie können wir uns finanzieren?

Beispiel Landkreis Kulmbach:

  • Die Hauptverantwortung und Koordination für die IKW im Landkreis Kulmbach hat in der Vergangenheit jährlich gewechselt. Der Vorschlag, die Koordination auf das Landratsamt mit der hauptamtlichen Integrationslotsin als Verantwortliche zu übertragen, ergab sich aus dem bestehenden Arbeitskreis.
  • Der Landrat und Oberbürgermeister wurden als Schirmherren gewonnen → dies ermöglichte die Finanzierung viel einfacher und gab der koordinierende Stelle den Gesamtüberblick. Die Zuschüsse/Finanzierung wurden immer aus dem Landratsamt angefragt, anstatt von jedem einzelnen Koordinationspartner. Das Gleiche galt für die Öffentlichkeitsarbeit und Presseeinladungen.
  • Stiftungen und Banken wurden angefragt, mit einem Endergebnis von 20.000 Euro für drei Jahre. Ein Großteil davon wurde in eine neue Homepage, Podcasts, Imagefilm und das Instagram-Konto investiert. Der Arbeitskreis wollte nachhaltige Investitionen.
  • Das Ergebnis war eine komplett digitale IKW mit über 40 Veranstaltungen. Hier entstanden deutlich weniger Kosten als bei Präsenzveranstaltungen, da keine Raummiete, kein Catering, keine Reisekosten und keine Druckkosten entstanden.
  • Auf Spenden und Teilnahmegebühren wurde ausdrücklich verzichtet.

 

Was ist sinnvoller: Viele kleine Veranstaltungen oder wenige große?

  • Beides kann sinnvoll sein: In der Stadt fällt man mit einer großen Veranstaltung vielleicht mehr auf, im Flächenlandkreis ist man durch viele kleinere Veranstaltungen in verschiedenen Orten präsenter. Das hängt stark von den lokalen Gegebenheiten und den vorhandenen Ressourcen ab.
  • Bei kleinen Veranstaltungen können sich Menschen besser begegnen und bei schwierigen Themen öffnen. Eine persönlichere Ansprache ist möglich.
  • Große Veranstaltungen erhöhen die Sichtbarkeit.
  • Die Anzahl der Veranstaltungen hängt auch von der Anzahl der Partner*innen im Netzwerk ab. WICHTIG: Terminkollisionen untereinander vermeiden, da sie ungewollte Konkurrenz schaffen.

 

Können wir unsere IKW in eine größere Veranstaltung oder Reihe einbetten?

  • Das ist kein Problem, so lange die IKW sichtbar bleibt. Der ÖVA hat damit beim bundesweiten Auftakt in Rostock 2021 gute Erfahrungen gemacht. Dort war die Eröffnung eingebunden in ein großes Bürger*innenfest zum Weltkindertag. Das hat bei bestem Wetter für viel Laufkundschaft und neue Zielgruppen gesorgt.
  • Beispiel Ansbach: Dort wurde der Programmpunkt "Festival der Kulturen" nicht wie üblich während der IKW im Herbst, sondern im Sommer im Rahmen des "Kultursommers" ausgerichtet, weil es zu diesem Zeitpunkt die Corona-Bestimmungen zugelassen haben.

 

Beispiele für gelungene Veranstaltungen

  • Zum ersten Mal IKW:
  1. Podiumsdiskussion mit Konzert in der Kirche, Titel: "Gestern hier, morgen dort". Geflüchtete berichten von ihren    Erfahrungen. Es wurde gezielt über Migrantenselbstorganisationen eingeladen.
  2. Für den Schwerpunkt "Afrika" wurde ein Geflüchteter aus Eritrea gewonnen, der eine Bilderserie gemalt hat. Tolle Resonanz: Ausstellung in der Volkshochschule, Presseveröffentlichung, eine Galerie bietet Nachdrucke zum Verkauf. Bei IKW-Auftakt wurden die Bilder präsentiert und es gab einen Vortrag u. a. zur Geschichte der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinents.
  • Online-Abschlussgottesdienst mit zwei engagierten Pfarrerinnen. Hatte nicht die meisten Zuschauer*innen, aber ein tolles Konzept zu #offengeht.
  • Schifffahrt mit Geflüchteten und entsprechenden Transparenten am Schiff. Eine Anwältin für Asylrecht und ein Geflüchteter standen vor der Abfahrt zum Gespräch zur Verfügung (auch für die Medien). Anschließend wurde ein Fest in einer Kirche gefeiert.
  • Geführter Stadtspaziergang in Berlin-Mitte mit Blick auf die Verfolgung jüdischer Mitbürger*innen.
  • Gedenkgottesdienst für auf der Flucht Verstorbene, in dem die Namen der Menschen verlesen werden. Passt für den Tag des Flüchtlings, der immer am Freitag der IKW stattfindet.

Beispiele für nicht gelungene Veranstaltungen

  • Konzert mit dem türkischen Musiker Ozan Ata Canani. Sollte der Höhepunkt der IKW werden, sein erstes Album war zuvor auf große Resonanz gestoßen, viele positive Rezensionen. Dann kamen nur 16 Leute in die eigens gemietete Kulturkirche (Kapazität: 150). Die Menschen waren möglicherweise verunsichert wegen des Übergangs von der 2G- auf die 3G-Regelung im Vorfeld der Veranstaltung.
  • Veranstaltungen am Tag der Bundestagswahl oder anderen prominenten Parallelereignissen sind nicht zu empfehlen. Dies gilt auch für Online-Formate. Berichtet wurde über außerordentlich geringe Zuschauerzahlen.

In der Rubrik Die Interkulturelle Woche vor Ort auf unserer Homepage finden Sie weitere Erfahrungsberichte von Veranstaltenden aus den Tagungen der letzten Jahre.

Weitere Antworten auf häufig gestellt Fragen der Veranstaltenden finden Sie hier. In der Rubrik Good Practice stellen wir gelungene Veranstaltungsformate und Ideen für Aktionen, Gottesdienste etc. vor.

Sie haben andere Fragen oder benötigen eine individuelle Beratung? Die Geschäftsstelle des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses steht Ihnen gerne zur Verfügung.

E-Mail: info@interkulturellewoche.de
Telefon: 069 / 24 23 14 60
(Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr)

Infos
Kontakt

Steffen Blatt
Referent für Öffentlichkeitsarbeit
Home Office: 06223 / 72 98 466
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